Dies ist ein Archiv der Seite des Studierendenrates, wie sie bis zum 11.09.2018 bestand. Die aktuelle Seite findet sich auf https://www.stura.uni-heidelberg.de

Studierendenrat der Universität Heidelberg

Suche
English | Farsi
Der StuRa ist Mit­glied der LaStuVe BaWü, des fzs, des DAAD, des VSB, des bas, des ABS und des BDWi

Das Dschungelbuch
- der StuRa-Wegweiser durch die Uni

News von außerhalb:

www.studis-online.de

www.fzs.de

Bist du schwul oder so? - Was ist LSBTTIQ*?

1. Geschlecht und Identität

1.1 Vier Dimensionen von Geschlecht

Biologisches Geschlecht – „sex“

= Hormondrüsen, primäre/sekundäre Geschlechtsmerkmale, Chromosomen

Geschlechterrolle – „gender“

= in der Gesellschaft als typisch empfundene & erwünschte/erwartete Verhaltensweisen von Individuen

Geschlechtsidentität

= Selbstdefinition, z.B. weiblich

Sexuelle Orientierung

= an welchen Personen bin ich sexuell interessiert.

1.2 Homosexualität

= Liebe/sexuelle Anziehung zum gleichen Geschlecht

Prävalenz: 5-10%

Probleme:

  • Strukturelle Diskriminierung (fehlende gesetzliche Gleichstellung etc.)
  • Schule: „schwul“ als Schimpfwort, Homosexualität ist unnormal
  • Stigmata: AIDS/STI, Kinderschänder, nicht „Rollenkonform“, Kampflesben, etc.

1.3 Bisexualität & Pansexualität

= Liebe/sexuelle Anziehung zu zwei Geschlechtern bzw. Liebe/sexuelle Anziehung zu allen Geschlechtern

Prävalenz: 2-4%


Probleme: Stigma/vorwürfe seitens Hetero- & Homosexueller:

  • Gier & Untreue
  • sich nicht als 100% homosexuell outen wollen
  • nur “im Trend” sein wollen

1.4 Transsexualität

= „[bezeichnet] das Wissen (...), nicht das bei der Geburt zugewiesene Geschlecht zu haben. Nach Definition der WHO ist es der Wunsch, als Angehöriger des anderen Geschlechtes zu leben und anerkannt zu werden.“ (Wikipedia)

Prävalenz: 0,4%

Gegenbegriff: Cis-gender = Geschlechtsidentität deckt sich mit dem bei der Geburt zugeschriebenen Geschlecht.

Probleme:

  • fehlende Vorbilder, Zeitraum zwischen innerem und äußerem Coming Out noch länger als bei homosexuellen Menschen
  • Große bürokratische Hürden
  • In der Schule nicht thematisiert –> Unwissen führt zu Unverständnis und Diskriminierung
  • Stigmata: Ladyboys, Mannsweiber, die wollen doch nur Aufmerksamkeit

1.5 Trans*gender

= Abweichung von biologischem Geschlecht und sozialer Geschlechterrolle bzw. Geschlechtsidentität
Probleme:

  • „Ist das jetzt eine Frau oder ein Mann?“
  • DragQueen = schwul, Dragking = lesbisch - ist nicht richtig!

→ Rückerinnerung an vier Kategorien von Geschlecht: Abweichung von der Norm in einer Kategorie hat keine Abweichung in anderen Kategorien zur Folge!

Beispiele: genderqueer, gender fluid

1.6 Inter*

= Menschen, die genetisch und/oder anatomisch nicht einem eindeutigen Geschlecht zugeordnet werden können.

Prävalenz: 0,05 - 0,1%

Probleme:

  • Oftmals: Umoperieren im Säuglingsalter & teils sehr schädliche Hormontherapie
  • Manchen intersexuellen Menschen wird ihre eigene Intersexualität erst in höherem Lebensalter bewusst (beispielsweise ab der Pubertät
  • Diskrepanz zwischen äußeren Merkmalen (besonders nach operativen Eingriffen, um das Geschlecht zu vereindeutlichen) und innerem Gefühlsleben
  • Biologisches Geschlecht und soziale Geschlechterrolle sind für andere nicht eindeutig

1.7 Asexualität

  • Das Fehlen jeglicher sexueller Attraktion gegenüber anderen Menschen.
  • So wie heterosexuelle Menschen sich nicht zu Personen des gleichen Geschlechts und homosexuelle Menschen sich nicht zu Personen des anderen Geschlechts hingezogen fühlen, fühlen sich asexuelle Menschen zu niemandem hingezogen.
  • Asexuelle Menschen können trotzdem sexuelle Beziehungen eingehen.
  • Das Level an Libido und das Bedürfnis nach sexuellem Kontakt ist von Person zu Person unterschiedlich.
  • Ob eine asexuelle Person eine romantische Beziehung mit anderen Personen eingeht, hängt damit zusammen, ob sie romantische Attraktion empfindet (heteroromantisch, homoromantisch, biromantisch, etc.) oder aromantisch ist.
  • Aromantik ist nicht gleich Asexualität.
  • Asexuelle Menschen haben genauso wie nicht asexuelle das Bedürfnis nach Freundschaften und häufig auch nach körperlicher Nähe Asexualität ist außerdem ein Spektrum.

Das bedeutet:

  • Es gibt Menschen, die keinerlei Bedürfnis nach sexueller Befriedigung haben und sich von Sex abgestoßen fühlen
  • Es gibt Menschen, die Sex neutral gegenüber stehen und mit ihrem Partner Sex haben, weil es dem Partner wichtig ist
  • Es gibt Menschen, die Sex mögen und Spaß daran haben, auch wenn sie andere Personen nicht sexy finden
  • Es gibt grey asexuals: Menschen, die nur äußerst selten und/oder sehr schwach sexuelle Attraktion empfinden
  • Es gibt demisexuals: Menschen, die sich erst nach Aufbau einer emotionalen Bindung zu einer Person sexuell hingezogen fühlen

1.8 Polyamory

auch „polyamor“, „polyamorös“ oder „polyamant“, Polyamorie

Seit den 1960er Jahren mit diesem Wort belegt

Polyamory ist ein Oberbegriff für die Praxis, Liebesbeziehungen mit mehr als einem Menschen zur gleichen Zeit zu haben, mit vollem Wissen und Einverständnis aller beteiligten Partner*innen.

Polyamoröse Beziehungen sind grundsätzlich Liebes- und Sexualbeziehungen

Spontaner und Gelegenheitssex sowie Swinging sind Formen der Nicht-Monogamie aber nicht der Polyamory

Einigkeit über die Grundsätze

  1. Konsensfindung
  2. Ehrlichkeit/Offenheit
  3. Gegenseitiger verantwortungsvoller Umgang
  4. Hingabe/Verbundenheit
  5. Integrität
  6. Achtung individueller Grenzen

2 Coming-Out - eine Phase?!

 

(nach Margret Göth, Ralph Kohn: Sexuelle Orientierung in Psychotherapie und Beratung, Springer Verlag, Berlin Heidelberg 2014, Seite 26, ISBN 978-3-642-37307-7)

Das erste Coming-Out ist sich selbst gegenüber dann folgen Freunde/Eltern usw. Muss bei jeder neuen wichtigen Person erneut stattfinden, weil cis-gender & heterosexuell immer noch Standard ist.

3 Heterosexismus

= die unbewusste Annahme, das gegenüber sei heterosexuell, und dass das einzige Paarmodell “Frau+Mann” ist.

Wertet Homo-, Bi- und Transsexuelle als unnormal ab.

→ Allgemeines Bild bei vielen, also auch in der Schule!

4 Diskriminierung

= Anders- oder Geringschätzung einer Person oder Gruppe. Dies geschieht meist aufgrund von Merkmalen wie Geschlecht, Ethnie, Religion, Alter, sexuelle Orientierung oder Geschlechterrollenabweichung.

Arten:

  • Soziale Distanzierung und Ausgrenzung (gesellschaftlich)
  • Verweigerung von Rechten (von staatlicher Seite)
  • Witze, Mobbing, Bedrohung und Gewalt (direkt)

Siehe auch kindersache.de - "Diskriminierung - Was bedeutet das?".

5 Weitere Informationen

Bücher:

  • Elisabeth Thorens-Gaud: Lesbische und schwule Jugendliche
  • Lutz van Dijk, Barry van Driel: Sexuelle Vielfalt lernen - Schulen ohne Homophobie
  • Clara Morgen: Mein intersexuelles Kind
  • Margret Göth, Ralph Kohn: Sexuelle Orientierung in Psychotherapie und Beratung, ISBN 978-3-642-37307-7

Internet:

Videos: